Mountainbike tragen, schieben und pure Verzweiflung

Von der Stoneman Challenge habe ich schon öfters gehört und er wurde mir empfohlen. Es soll wohl eine Mountainbike Tour sein, die man in einem oder bis zu drei Tagen fahren kann. Diese Art von Tour gibt es in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Bilder auf Social Media zeigen eine wunderbare Landschaft und für mich war klar: Der Stoneman kommt auf meine To Do Liste. Aber auf meiner To Do Liste stehen so viele Dinge, dass ich nicht damit gerechnet habe den Stoneman zeitnah absolvieren zu können.

Manchmal geht es schneller, als man denkt

Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich eine Einladung zum Stoneman Taurista in Österreich bekommen habe. Sofort habe ich das Angebot angenommen ohne mich genauer über den Stoneman Taurista zu informieren. Schließlich habe ich schon so viele Empfehlungen bekommen und mir daher nichts dabei gedacht.

Panik!?

Erst vor Ort und am Abend vor dem Start wurde mir klar auf was ich mich eingelassen habe. Alpenpassüberquerung? Tragepassagen? Wie, warum? Ich wollte doch Fahrrad fahren!? Aber naja das wird schon: Mit dem Fahrrad schieben habe ich ja auf meinen Bikepackingtouren Erfahrungen gesammelt und ohne Gepäck wird eine Tragepassage ja einfach sein. Was mich aber noch verunsichert hat, waren die 4500 Höhenmeter auf 123 Kilometer. Und diese Strecke fahren Leute in einem Tag? Verrückt! Wahrscheinlich nur damit sie den goldenen Stoneman Stein bekommen 🙂 Ich denke Silber oder Bronze ist dann eher meine Kategorie.

Es geht los

Über den Ennsradweg geht es zum ausgeschilderten Stoneman Taurista. Zum Glück habe ich Unterstützung durch meinem Freund, weil es warten 10 km Anstieg mit 1000 Höhenmeter. Zum Vergleich: Normalerweise fahren wir in unserem Mittelgebirge ca. 1000 Höhenmeter auf 30 km. Es geht nur langsam voran, aber wenn man sich die Kräfte einteilt dann geht das schon. Bis dann plötzlich ein Stoneman Schild auftaucht: „Langer Anstieg, teile deine Kräfte ein. Länge 4 km“ Na super! Ein Blick auf unsere Karte sagt: 12,5 % Anstieg. Es könnte kaum besser laufen. Es dauert nicht lange und wir müssen zu Fuß weitergehen. Es ist einfach zu steil und der lose Untergrund macht es nicht leichter. Aber ich denke positiv. Schließlich könnte es auch regnen. Die Sonne scheint nämlich und die Temperaturen sind perfekt.

Hungrig und erschöpft kommen wir an der Oberhütte an. Wir stempeln unsere Karte ab und stellen fest, dass die Oberhütte voll mit Leuten ist. Also geht es ohne Essen weiter. Der Ausblick und die Landschaft von der Oberhütte ist traumhaft schön und lässt uns unsere Erschöpfung vergessen.

Oberhütte Stoneman Taurista

Weiter geht es auf einem steinigen Singletrail. Nur leider sind die meisten Stellen nicht fahrbar. Also schieben wir unsere Bikes wieder. Aber wenigsten ist es diesmal flach. Wir genießen das Panorama um uns herum und plötzlich erkennen wir wo unser Weg weitergehen wird. Es wird steil, steinig und ich habe keine Idee, wie ich diesen Anstieg überstehen soll. Ein paar Jungs mit Bikes auf den Schultern laufen an uns vorbei. Aber mir fehlt definitiv die Kraft mein Mountainbike auf die Schulter zu legen. Ich schiebe und hebe mein Bike von Felsstufen zur nächsten.

Eigentlich dachte ich schon an der Oberhütte, dass ich erschöpft bin. Aber mittlerweile bin ich total fertig. Nur noch kleine Schritte komme ich voran. Gefühlte Stunden später erreichen wir den Stoneman-Steinhaufen der den höchsten Punkt markiert. Der Ausblick ist natürlich gigantisch und die Freude ist groß, dass ich diesen unglaublichen Anstieg überlebt habe.

Stoneman Taurista höchster Punkt

Bergab und trotzdem schieben?

Jetzt ging es zwar bergab, aber wie das bei so einer Alpenpassüberquerung ist, natürlich weiterhin felsig und steinig. Ein paar andere Leute fahren sogar Teilstücke, aber meistens nicht sehr lange. Irgendwann sehen wir dann endlich eine Straße und hatten fast vergessen, wie sich eigentlich Fahrradfahren anfühlt 🙂

Der letzte Stop von unseren heutigen 60 km ist der Johannesfall. Ein ziemlich großer und beeindruckender Wasserfall an dem das Wasser 70 Meter in die Tiefe stürzt. An dieser Stelle holen wir uns für diesen Tag auch noch unseren dritten Stempel.

Tag 2

Am zweiten Tag vom Stoneman Taurista entscheiden wir uns, einen Teil der Route auszulassen, da am Nachmittag noch sechs Stunden Autofahrt auf uns warten werden. Aber trotzdem liegen noch 30 km harte Arbeit vor uns. Auch wenn es diesmal keine Alpenpassüberquerung ansteht, wird der Anstieg zum Rossbrand nicht einfach sein. Es geht nämlich wieder einmal 10 km nur bergauf. Und auch hier befindet sich zwischendurch ein Schild „Schiebepassage, 1km“. Im Vergleich zu gestern, ist das ein harmloser Hinweis. Aber irgendwie habe ich wieder einmal zu kämpfen. Das Bike schieben gehört definitiv nicht zu meinen Stärken.

Es hat sich gelohnt

Endlich werden wir belohnt. Diesmal sogar mit einem 360 Grad Alpenpanorama. Egal in welche Richtung man blickt, überall Berge. Es ist einfach unglaublich. Mit einem Lächeln im Gesicht entdecken wir die Abfahrt. Und diese ist diesmal sogar fahrbar. Zwar etwas technisch aber machbar. Für einen Mountainbiker gibt es einfach nichts schöneres, als nach einem anstrengenden Anstieg mit Aussicht durch einen coolen Trail belohnt zu werden. Nur schade, dass der Trail nicht bis ganz runter ins Tal geht. Aber immerhin bekommen wir bei den Asphalt Wegen nochmal einen tollen Ausblick auf die Berge.

Um zurück in unser Hotel zu kommen, fahren wir wieder auf dem Ennsradweg. Obwohl wir kaputt und müde sind, fühlt sich im Nachhinein der Stoneman Taurista gar nicht mehr so hart an. Aber trotzdem brauche ich so schnell keine Alpenpassüberquerung mehr 🙂 Für mich war es sehr herausfordernd und eine krasse Challenge, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Mein Gefluche und Videomaterial gibt es hier 🙂

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