Noch so ein Verrückter
Ich fahre demnächst mit dem Mountainbike durch Deutschland. Wenn ich das den Leuten erzähle, werde ich schon immer für verrückt gehalten. Auch wenn ich es selbst gar nicht so sehe. Mittlerweile gibt es ja einige Menschen, da draußen die mit den Fahrrädern durch die Welt reisen, mit Kanus die Flüsse durchqueren oder um die Welt trampen. Trotzdem fühle ich mich mit meinen Ideen und Gedanken für mein Abenteuer manchmal doch sehr alleine, weil ich noch auf keinen getroffen bin, der so tickt wie ich.
Vor einer guten Woche bin ich dann aber auf Florian gestoßen. Durch seine Facebook Seite „Dein Leben rockt“ bin ich auf ihn aufmerksam geworden. Er fährt mit dem Fahrrad ohne Geld durch Deutschland. In seinen Tour Daten konnte ich sehen, dass er bald in meine Heimat kommt. Also habe ich ihm einen Schlafplatz angeboten und ein paar Tage später stand er schon vor meiner Tür.
Wir begrüßen uns und ich sehe sofort, wie fix und fertig er ist. Als ich einen Blick auf sein Fahrrad geworfen habe, verstand ich auch warum. Es ist der Wahnsinn, wie viel Gepäck er dabei hat. Mit Fahrrad und dem Gepäck ist er bei ca. 80 Kilo. Naja kein Wunder, wenn man sogar ein Rollkoffer mit sich rumfährt.
Was ist verrückt?
Es dauert nicht lange und wir kommen gut ins Gespräch und ich höre mir aufmerksam seine Geschichten an. Er erzählt mir, wie er sich ohne Geld durchschlägt, welch interessante und hilfsbereite Menschen er täglich trifft und wie gut er sich auf seiner Reise fühlt. Seit circa 80 Tagen ist er schon unterwegs und ist noch nicht einmal auf eine schlechte Erfahrung getroffen. Total verrückt! Das ist etwas, was ich als verrückt bezeichne. Sehr viele Menschen würden so eine Reise niemals machen, weil sie zu viele Ängste haben, es könnte etwas Schlimmes passieren. Klar, passieren kann immer was, aber man sollte viel mehr die positiven Dinge sehen.
Job gekündigt? Du auch?
Später erzählte ich ihm dann von meiner Bikepacking Reise, die ich gerade plane. Er schaute mich mit großen Augen an und konnte nicht glauben, dass ich auch meinen Job gekündigt habe, um mein Abenteuer zu starten. Zu wissen, dass man nicht alleine ist, gibt einem gleich ein Gefühl von Verbundenheit.
Am Abend habe ich ihm dann angeboten auch einen Tag länger zu bleiben, damit er sich einen Tag ausruhen kann. An seinem „freien Tag“ habe ich ihm vorgeschlagen mein altes Mountainbike zu nehmen, damit wir in die nächste Eisdiele fahren können. Es hat nicht lange gedauert und da ist er mir davon gerast. Er konnte es nicht glauben, wie einfach Fahrrad fahren sein kann ohne Gepäck.
Den Nachmittag haben wir dann aber im Freibad verbracht, damit Florian sich noch etwas erholen kann, bevor es am nächsten Tag weiter geht.
Ein Fahrrad mit zu viel Gepäck
Am nächsten Morgen packt Florian seine Sachen zusammen und ich bin immer noch sprachlos, wie viel Gepäck er dabei hat. Ich lasse mir die Gelegenheit nicht nehmen und möchte mit seinem Fahrrad eine Runde drehen. Allerdings bin ich schon beim Versuch, auf das Fahrrad zu steigen gescheitert. So schnell, wie mir das Fahrrad umgefallen ist, konnte ich gar nicht reagieren.
Nachdem wir uns von unserem Lachanfall wieder beruhigt haben, startete ich einen zweiten Versuch. Und siehe da, ich habe es sogar geschafft, eine kleine Runde zu drehen. Aber damit durch Deutschland zu fahren? Nein Danke, das ist mir wirklich zu viel.
Florian und ich verabschieden uns und ich schaue ihm zu, wie er davon radelt. Florian Bassfeld ein wirklich cooler und sympathischer Typ, der ohne Geld mit dem Fahrrad durch Deutschland reist. Wer weiß vielleicht treffe ich ihn auf meiner Tour wieder.